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Citizen Developer und das Automatisierungs-Dilemma: Skalierung ohne Kontrollverlust

Die Unternehmensautomatisierung entwickelt sich rasant – und sie beschränkt sich längst nicht mehr nur auf die Beschleunigung von IT-Prozessen. Vielmehr geht es zunehmend darum, Geschäftsprozesse ganzheitlich zu orchestrieren, zu steuern und organisationsweit auszubauen. Beobachtbarkeit – also nicht nur zu wissen, dass etwas passiert ist, sondern wie und warum – ist dabei keine Option mehr, sondern essenziell. Die Fähigkeit, Leistungen in Echtzeit zu analysieren und kontinuierlich zu optimieren, ist ein zentrales Element moderner Automatisierungsstrategien.

Automatisierung als Unternehmensstrategie

Immer mehr Organisationen erkennen, dass Automatisierung nicht isoliert betrachtet werden darf. Sie muss sowohl die IT als auch die Fachbereiche durchdringen – von der Jobplanung bis hin zum Kundenservice. Doch damit dies gelingt, muss die Automatisierung zielgerichtet orchestriert werden. Besonders Prozesse, die produktionskritisch sind, SLAs betreffen oder mit anderer Infrastruktur interagieren, bedürfen einer zentralen Steuerung.

Die Rolle des Citizen Developers

Ein zentrales Thema ist der sogenannte Citizen Developer – also nicht-technische Anwenderinnen und Anwender, die befähigt werden, Automatisierung innerhalb klar definierter Leitplanken selbst zu gestalten. Laut Untersuchungen des Analystenhauses Enterprise Management Associates (EMA) ergibt sich folgendes Bild: Nur 28 % der Unternehmen berichten von einem nennenswerten Beitrag durch Citizen Developers. Dagegen geben 52 % an, dass es entweder gar keine Citizen Developers gibt oder deren Einsatz sich auf experimentelle Nutzung beschränkt.

Warum also diese Zurückhaltung? Für viele wirkt schon der Begriff „Citizen Developer“ als Warnsignal. Er weckt Befürchtungen über unkontrollierte Prozesse, Sicherheitsrisiken und das Umgehen etablierter Governance-Strukturen. Die zentrale Herausforderung für Organisationen besteht darin, eine Balance zwischen dezentraler Automatisierung und hoher Verlässlichkeit zu finden.

Das Potenzial ist überzeugend: Citizen Developers können die Automatisierungsabdeckung erheblich erweitern, da sie näher am eigentlichen Geschäftsproblem arbeiten. Doch damit das gelingt, müssen Tools und Richtlinien ausgereift sein. Hier könnte Künstliche Intelligenz eine entscheidende Rolle spielen – nicht unbedingt durch das Schreiben von Automatisierungsskripten, sondern durch das Erfassen von Absichten. Man kann sich das wie einen intelligenten Protokollführer vorstellen, der im Hintergrund Nutzerbedürfnisse interpretiert und in ausführbare Automatisierungen übersetzt.

Governance, Vertrauen und der Weg in die Zukunft

Vertrauen ist das Fundament jeder Citizen-Development-Initiative. Kann die zentrale IT darauf setzen, dass Fachabteilungen sich an definierte Rahmenbedingungen halten? Dürfen deren Automatisierungen direkt in Betrieb gehen oder müssen sie von einem zentralen Team geprüft und unterstützt werden?

Diese Fragen sind nicht neu. Gerade stark regulierte Branchen wie das Bankwesen standen bei der Einführung agiler Methoden vor ähnlichen Herausforderungen. Der Konflikt zwischen Geschwindigkeit und Kontrolle bleibt bestehen – lässt sich aber mit den richtigen Rahmenwerken gezielt managen.

Mit der zunehmenden Verlagerung der Automatisierung von der IT in die Fachbereiche müssen Unternehmen ihre Prozesse zur Einreichung, Prüfung und Umsetzung von Änderungen neu definieren.

Fazit

Automatisierung ist längst keine reine Backoffice-Aufgabe mehr. Sie ist zu einem strategischen Grundpfeiler der digitalen Transformation geworden. Die Herausforderung besteht darin, Automatisierung in großem Maßstab zu orchestrieren und zu überwachen sowie gleichzeitig die Menschen, die dem eigentlichen Geschäft am nächsten sind, aktiv einzubinden.

Die Lösung liegt weder in völliger Dezentralisierung noch in vollständiger zentraler Kontrolle. Sie liegt in der Balance: in Frameworks, die befähigen, ohne zu gefährden. In Plattformen, die Beobachtbarkeit und Governance bieten, ohne Innovation zu unterdrücken.

Autor

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Sebastian Zang
Vice President Partners & Alliances

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